my personal firewall

manchmal wuesste ich nicht, was ich ohne diese ohrstoepsel machen sollte. man kommt in der rush hour ja nicht drumherum, gespraeche anderer in der sbahn mit zu hoeren.

wenn man schulkindern zuhoert, kommen manchmal ernsthaft zweifel auf, dass man das gesabbel und gegackere als (menschliche) kommunikation bezeichnen kann. es erinnert mich stark an tierdokumentationen im fernsehen, bei denen ein schwarm wilder tiere mit winzigen gehirnen um eine wasserstelle in der wueste versammelt sind. mit gesten, merkwuerdigen lauten und aufgestelltem gefieder werden kleine “kaempfe” gefuehrt und um weibchen geworben.

die sbahn ist die wasserstelle und ich sitze mittendrin. weia. wo sind meine ohrstoepsel?

dann gibt es die ueberwichtigen business people. die leute, ohne die die welt nicht existieren kann. so denken sie zumindest. heute hat mir wieder ein exemplar business tussi gegenueber gesessen. das war auch die einzige in der ganzen sbahn, die mit ihren unterlagen einen sitz blockieren musste, obwohl die ganze bahn mit leuten voll stand. mit einem textmarker hat sie auf ihren losen blaettern rumgemalt. staendig musste sie seufzen und leicht mit dem kopf schuetteln. sollten andere mit ihr mitleid bekommen? weil die arme sogar in der sbahn arbeiten muss und scheinbar superwichtig ist? dann noch ein bischen telefonieren und dabei natuerlich mit gehobener stimme schon fast bruellen, damit man auch ja die umgebungsgeraeusche uebertoent.

die sbahn ist ein irrenhaus und ich sitze mittendrin. weia. wo sind meine ohrstoepsel?

so gibt es noch viele andere sorten von menschen, welche die sbahn mit “leben” fuellen und sie damit in eine hoelle verwandeln. (von den geruechen, die weniger an leben erinnern, als an tod und verwesung, fange ich hier garnicht erst an. das wuerde das posting sprengen und mir waere wieder schlecht.)

am liebsten sind mir aber die, die mit ihren smartphones rumspielen und die stoepsel im ohr haben. die halten einfach die fresse. erst fand ich den anblick bzw. die entwicklung etwas bedenklich. jeder hat den kopf nach unten geneigt und wischt mit den fingern auf einem kleinen ding mit scheibe rum. mittlerweile weiss ich das aber sehr zu schaetzen. ich gehoere auch zu denen, denn mein smartphone ist “my personal firewall”. ich hoere musik, podcasts und lese waehrenddessen ebooks oder nachrichten, schreibe emails, checke facebook und so weiter. das mache ich nicht, weil ich es cool finde. es ist ein reiner selbstschutzmechanismus, damit ich dieses laute und schreckliche geschehen um mich herum ausblenden kann. ein regelmaessiger, kurzer und gezielter blick aus dem fenster damit man den zielbahnhof nicht verpasst und ansonsten vertieft in “my own little world”. gott sei dank muss ich nicht den ganzen tag sbahn fahren…

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Author: sd

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