aufklaerungsarbeit ist wichtig, aber…

die tage habe ich eine alte bekannte getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. in der tiefsten provinz standen wir auf der strasse und hielten ein bischen smalltalk ab. da, wo sich fuchs und hase gute nacht sagen, die allgemeinnuetzige infrastruktur systematisch abgebaut wird, die menschen in einer digitalen kluft leben, sich auf das verlassen muessen, was in der bild geschrieben steht und der interessante teil des lebens eigentlich nur aus tratsch, klatsch und stammtischgefasel besteht. ausnahmen bestaetigen wie immer die regel. das ist jetzt nicht herablassend gemeint, auch wenn es sich so anhoeren mag. die dinge sind halt so wie sie sind und woanders sind sie halt anders.

als ich zwischendurch mal auf meinen blackberry schaute, bekam ich komische blicke zugeworfen. “ui, schickes handy – ich hab gehoert, dass diese eifohns und eipetz gar nicht sicher sind. hacker koennen da drauf zugreifen und dann geld von deinem konto raeumen und so zeug. voll die schweinerei.” als ich gerade luft holen wollte, um mal ein paar sachen ins rechte licht zu ruecken, ging der smalltalk auch schon weiter mit “haste schon gehoert, dass…”. mein kopf sortierte immernoch die fetzen, mit denen ich ein paar saetze zusammenbauen wollte, die fundiert sowie kurz und buendig diesen einen spruch ueber die moderne technik widerlegen sollten. ungefaehr dreissig sekunden spaeter hab ich meine bemuehungen dann verworfen, da in zwischenzeit schon zwei oder drei mal das thema wechselte.

nachher hab ich mir gedacht: mist – wieder nicht vorbereitet gewesen. schon oft ist mir das so aehnlich passiert. aber muss man denn eigentlich immer vorbereitet sein? waere mir eigentlich die noetige portion interesse entgegengebracht worden, wenn ich aufklaerungsarbeit in diesen technischen belangen betrieben haette? ich glaube eher nicht. vielleicht haette ich nochmal eingehakt, wenn ich gewusst haette, dass mein gegenueber technisch versierter bzw. interessierter ist.

trotzdem haette ich es machen sollen. und ich sollte das immer und immer wieder machen. denn die leute mit diesem mehr als laienhaften wissen ueber die moderne technik sind genau die, die den ganzen zensurkram im internet gut finden – der kinder wegen. das sind auch die leute, die nie was lesen ueber zentrale abeitnehmerdatenbanken. und wenn sie darueber was lesen oder hoeren, wurschtelt das hirn eine verknuepfung der synapsen zurecht, die das als positiv einstufen, weils ja vom staat kommt – denn das sind die guten. genauso wie bei: volkszaehlung? ja, da muss man doch mitmachen. oder: biometrische paesse? logisch! die terroristen muessen doch gefasst werden. vorratsdatenspeicherung? ja klar! auch wegen der boesen terroristen. die leute mit dieser denke haben ja sowieso “nichts zu verbergen”. und das paradoxe an der sache: das sind die leute, die genau ein buch im regal stehen haben. naemlich das grundgesetz, dass damals in der schule ausgeteilt wurde.

bei solchen gedanken wird mir immer schlecht… ich gelobe besserung bei der “aufklaerungsarbeit”. in besonderen haertefaellen werde ich das aber trotzdem nicht tun – reiner selbstschutz.

Author: sd

5 thoughts on “aufklaerungsarbeit ist wichtig, aber…

  1. ich kann mir denken, wo die Geschichte gespielt hat… 🙂

    aber bei den meisten ist Hopfen und Malz verloren.
    Bei nem IQ von nem Gullideckel kommste mit den besten Argumenten nicht an.

  2. Da hab ich durchaus andere Erfahrungen gemacht! Unser Verein, der sich grade um die oben beschriebene digitale Kluft bzw. deren Überbrückung kümmert, hat grade einen großen Erfolg, was das Thema Computerspiele betrifft. Wens interessiert: http://www.logoutev.de
    Aufklärung ist also immer erst mal positiv zu bewerten. Trotzdem ist mir natürlich klar, dass da nicht bei jedem das Saatkorn der Aufklärung auf sonderlich fruchtbaren Boden fällt.
    Und ja, ich kann mir auch denken, wo das Gespräch geführt wurde! 😉

  3. ihr liegt sehr wahrscheinlich beide richtig mit euren vermutungen wo das war 😉
    schade, dass ich personen wie diesen nicht einfach sagen kann: “hier haste die url vom logout e.v…. unterhalt dich mal mit denen”… das wird leider nicht fruchten.. denke ich mir.

  4. tatsächlich machen wir den ganzen tag nichts anderes. und in letzter zeit mit immer mehr erfolg. naja, vermutlich kriegen die das dann nicht durch dich gesagt, sondern der lehrer ihrer kinder macht sie dann irgendwann mal drauf aufmerksam, dass auch der umgang ihrer kinder mit “hightech” vermittelt werden möchte.

  5. ok, dann muss der lehrer oder die lehrerin auch eine gewisse beziehung zum “hightech” haben. wenn die lehrer aus dem gleichen holz geschnitzt sind wie die eltern, dann…
    ich finds gut, dass ihr sowas macht. weiter so!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *